Eine Spezialität in Saale-Unstrut sind die zahlreichen Themenradwege. Sie folgen den Spuren der Industriekultur, machen mit dem Weinbau bekannt, führen zu mittelalterlichen Burgen und archäologischen Sensationen.
Die Themenradwege zeichnen sich aber auch dadurch aus, dass sie sich meist besonders gemütlich durch die Landschaft ziehen und oftmals weniger befahren sind als die bekannteren „Schwestern“, die Flussradwege. Sie führen tiefer hinein in die Region und tiefer hinein in die Themenvielfalt, welche die Entwicklung der Kulturlandschaft mit sich gebracht hat. Dass man auf aktive Weise noch viel mehr über Land und Leute erfahren kann, macht die Themenradwege so interessant.
Seit über 160 Jahren wird in Zeitz Zucker hergestellt. Mit dem Zug gelangten einst die Zuckerrüben von den Feldern in die Fabrik. Nach Stilllegung der Strecke Camburg-Zeitz im Jahr 2000 drohte der Verfall – und die Vergessenheit. Doch ein Förderverein engagierte sich für den Ausbau des Gleisbetts zum Radweg. 2019 wurde das letzte Teilstück fertiggestellt. Seitdem verbindet die 37 Kilometer lange Tour den Elsterradweg in Zeitz mit dem Saaleradweg in Camburg. Lohnende Zwischenziele sind Schloss Droyßig mit Restaurant, Park und Bärengehege sowie Burg Camburg.
Highlights für Familien sind der Bärentatzenweg in Droyßig und der Parcour für traditionelles Bogenschießen im Stöbener Wald bei Camburg. Der Radweg ist mit einem grünen Schild, das einen Radfahrende vor einem Bahnsignal zeigt, markiert.
Auf ein weiteres Stück Zeitzer Industriegeschichte stoßen Radfahrende auf dem etwa 20 Kilometer langen Recarbo-Kohleradweg, der an einem radelnden Maulwurf zu erkennen ist. Er führt durch das älteste Braunkohlerevier Mitteldeutschlands zwischen Zeitz und Weißenfels. Für die Strecke sollte ein Tag eingeplant werden, denn spannende Erlebnisorte laden zum Stopp ein. Dazu zählt die Brikettfabrik Herrmannschacht in Zeitz, deren Geschichte bis in das Jahr 1876 zurückreicht. Gäste können sie auf geführten Rundgängen besichtigen, eine Voranmeldung ist jedoch empfehlenswert. In Deuben können Sie, ebenfalls auf Voranmeldung, das Bergbaumuseum besuchen. Tagebaugeräte in Miniaturformat und ein nachgebauter Tiefbaustollen machen Bergbaugeschichte lebendig. Endpunkt ist der Erholungspark Mondsee. Hier erinnern Wandelgänge mit 15 Steinplatten in einem Labyrinth aus Hainbuchenhecken an 15 verschwundene Orte.
Sie mussten nach 1941 dem Tagebau weichen. Auch der Erholungspark selbst war einst Teil eines Tagebaus. Aus dem sichelförmigen Restloch entstand durch Flutung Ende der 1980er Jahre der Mondsee. Heute genießen hier Badegäste, Surfer und Camper ihre Auszeit vom Alltag.
Hätte Johann Wolfgang von Goethe das moderne Fahrrad kennen gelernt, er wäre sicherlich begeistert seinen persönlichen Radweg gefahren. Der 86 Kilometer lange Goetheradweg, ausgeschildert mit der Goethe-Silhoutte, verbindet seine Wirkungsstätte in Bad Lauchstädt mit Halle und Bad Sulza, zwei Orte, die er ebenfalls besuchte. Höhepunkt der Tour ist die Goethestadt Bad Lauchstädt. 1802 eröffnete der Dichter hier ein Theater, dessen historische Bühnentechnik noch heute genutzt wird. Gruppen können sich von Christiane Vulpius höchstpersönlich durch die historischen Kuranlagen des einstigen Modebades führen lassen. Zielort des Goetheradweges ist die Kurstadt Bad Sulza, in der eine Kopie von Goethes Gartenhaus zu besichtigen ist.
Wohltuend nach einer langen Radtour ist der Besuch der Toskana Therme im Ort. Im Liquid Sound Tempel schweben Gäste im Thermalsolewasser nahezu schwerelos zu Unterwassermusik. Zur Einkehr an der Strecke laden der Weinberg am Geiseltalsee u.a. Straußwirtschaften an der Unstrut ein.
Eine vor 7000 Jahren entstandene Kreisgrabenanlage und ein 5500 Jahre altes Grab sind die Höhepunkte des 53 Kilometer langen Dolmenradweges. Start des Themenradweges ist in Querfurt, das für seine mittelalterliche Burg bekannt ist. In Langeneichstädt kommen Radfahrende dem Namen des Radweges auf die Spur: Hier befindet sich das alte Steinkammergrab, das 1987 entdeckt wurde und eine Menhirstatue mit der Darstellung einer Dolmengöttin zum Vorschein brachte.
Am Zielort in Goseck lohnt ein Besuch des Sonnenobservatoriums und des dazugehörigen Informationszentrums im Schloss Goseck, das über die Hintergründe der Kreisgrabenanlage aufklärt. Kulinarische Entdeckungen auf der Tour sind der Hofladen des Obsthofes Müller in Querfurt, die Restaurants an der Marina Mücheln am Geiseltalsee sowie das Eiscafé Venezia in Markröhlitz.
Per Fahrrad spielend leicht Wissen zu Erneuerbaren Energien sammeln: Der 38 Kilometer lange Energie Radweg verläuft von der Weißen Elster zur Saale vorbei an zehn spannenden Stationen zur Zukunft der Energieversorgung. Startpunkt ist das Rittergut Nickelsdorf: Hier lässt sich erleben, wie eine autarke Energieversorgung mit Photovoltaik, Solarthermie und Holzhackschnitzel- sowie Rapsölheizung aussehen kann.
Der Familienspielplatz in Schkölen beschäftigt sich mit den physikalischen Gesetzen erneuerbarer Energien. Auf der Strecke laden Hofläden und Agrarbetriebe mit regionalen Köstlichkeiten zum Verweilen ein. Aufgrund der zahlreichen Anstiege empfiehlt sich für Genuss-Radelnde die Nutzung eines E-Bikes oder eines Pedelecs.
Der 75 Kilometer lange Thüringer Mühlenradweg ist ein Radrundweg und ideal geeignet, um in zwei bis drei Tagen befahren zu werden. Er führt über das Thüringer Mühltal und durch den idyllischen Zeitzgrund mit über 20, meist ehemaligen, Wassermühlen. Die Mühlen befinden sich abseits der Ortschaften an den wasserreichen Bächen der Waldtäler. Manche mahlen wie schon vor Jahrhunderten – die meisten aber sind bewirtschaftet und laden zur Rast ein. Der Thüringer Mühlenradweg verläuft zum Teil parallel mit dem Saaleradweg und dem Fernradweg Thüringer Städtekette. Da der Themenradweg fast immer entlang von Bächen führt, sind die Steigungen moderat.
Die naturnahe Routenführung, die Einkehr- und Rastmöglichkeiten und die wenigen Abschnitte auf befahrenen Straßen machen den Thüringer Mühlenradweg zum idealen Familienausflugsziel. Unterwegs lohnen Besuche in der Klosterkirche in Thalbürgel, in der Töpferstadt Bürgel mit seinem Keramikmuseum oder in Eisenberg mit seiner barocken Schlosskirche.