Mitten in einem malerischen Garten im englischen Stil liegt das Griesbachsche Gartenhaus. 1784/85 ließ der Theologe Johann Jakob Griesbach (1745-1812) dieses Sommerhaus errichten, um einen ruhigen Rückzugsort außerhalb der belebten Stadt zu schaffen. Griesbach, der seit 1775 an der Universität Jena lehrte, suchte hier die Weite der Landschaft und die Ruhe des Gartens, um sich den großen Fragen seiner Zeit zu widmen. Doch nicht nur er allein fand hier Inspiration – das Haus wurde bald zum Treffpunkt vieler bedeutender Persönlichkeiten der Deutschen Klassik.
Das Gartenhaus selbst ist ein kleines architektonisches Juwel. Es besteht aus verputztem Fachwerk, das auf einem stabilen Steinsockel ruht. Das Mansardwalmdach, eine Dachform mit abgeflachten Seiten, verleiht dem Gebäude seine charakteristische Gestalt. Besonders eindrucksvoll sind die sogenannten Zwerchhäuser – kleine Giebel, die aus dem Dach hervorragen und dem Haus eine besondere Eleganz verleihen. Die Fassade ist zurückhaltend und doch stilvoll gestaltet: Schlichte, senkrechte Putzstreifen, sogenannte Pilaster, gliedern die Wände, während breite Fenster und Dreiecksgiebel dem Haus ein klassisches Aussehen verleihen. Diese Elemente stammen aus dem Klassizismus, einer Kunstrichtung, die Einfachheit und Eleganz betonte und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts besonders populär war.
Nach Griesbachs Tod erwarb 1818 Großherzogin Maria Pawlowna (1786-1859) das Anwesen, um es als Sommersitz für ihre Töchter Maria und Augusta zu nutzen. Unter dem liebevollen Namen „Prinzessinnenschlösschen“ wurde das Gartenhaus zum idyllischen Rückzugsort für die jungen Prinzessinnen. Goethe, der enge Verbindungen zum Weimarer Hof pflegte, kümmerte sich nicht nur um den Umbau des Hauses, sondern auch um die Erziehung der Prinzessinnen während ihrer Sommeraufenthalte.
Ein besonderer Höhepunkt in der Geschichte des Gartens war die Errichtung des weltweit ersten Goethe-Denkmals. Zu Goethes 72. Geburtstag ließ Maria Pawlowna im Jahr 1821 ein Denkmal zu Ehren des Dichters im Garten errichten. Entworfen wurde es von Johann Peter Kauffmann, einem renommierten Künstler jener Zeit. Das Denkmal, das 1974 rekonstruiert wurde, ist ein bleibendes Zeugnis der engen Verbindung zwischen Goethe und diesem Ort.
Der Garten rund um das Haus war der erste Landschaftspark in Jena, der im englischen Stil angelegt wurde. Dieser Gartenstil, der im 18. Jahrhundert aus England nach Europa kam, zeichnet sich durch seine Natürlichkeit und die harmonische Einbindung in die umgebende Landschaft aus.
Im frühen 20. Jahrhundert wurde das Anwesen teilweise verkleinert, um Platz für Bauprojekte zu schaffen. Trotz dieser Eingriffe hat das Gartenhaus seinen historischen Charme bewahrt. Es diente in dieser Zeit auch als Ausstellungs- und Universitätsgebäude und war somit weiterhin ein Ort des Lernens und der Inspiration.