Beim Wort Industriekultur denken wir oft an Hütten, Zechen, trostlose Bergbaufolgelandschaften oder große Industriewerke. Der Gedanke an das idyllische Saale-Unstrut taucht in dem Zusammenhang mit Sicherheit nicht direkt auf. Dabei bewirkt der Strukturwandel auch hier, dass faszinierende Orte fast in Vergessenheit geraten. Eine Entdeckungsreise zu spannenden Plätzen der Industriegeschichte in Saale-Unstrut…
Die Industrialisierung hat Vieles im Leben der Menschen verändert. Viele Arbeitsschritte wurden einfacher, die Arbeitenden aber vielerorts weniger gebraucht. Wohlstand wuchs trotzdem, denn Produkte waren einfacher und günstiger herzustellen. Heute ist wieder eine Zeit des Umbruches: Der Strukturwandel bedeutet für viele Industriebetriebe das Aus. Ganze Regionen suchen nach einer neuen Identität und nach einer anderen Zukunft. Zurück bleibt ein reiches industriekulturelles Erbe.
Rund um Zeitz ist der Strukturwandel ein beständiger Begleiter der Menschen vor Ort. Noch existiert beispielsweise der Tagebau Profen, der von einem Aussichtspunkt gut zu beobachten ist. Unweit davon hat sich jedoch die ehemalige Abbaulandschaft bereits so stark verändert, dass sie heute als malerisches Naherholungsgebiet empfunden wird. Der Mondsee ist beredtes Zeugnis davon. An seinen Ufern kommen Campingfreunde, Badegäste und Radfahrende zusammen.
Nicht weit vom Seeufer entfernt, lassen sich die vom Bergbau verschwundenen Ortschaften immer noch erkunden. Eigens dafür sind die sogenannten Wandelgänge mit Aussichtsplattform angelegt, in denen jeder die 15 zur Kohlegewinnung überbaggerten Orte suchen und finden kann. Der Recarbo-Kohleradweg führt von dort durch das geschichtsträchtige Braunkohlenrevier, erzählt vom Leben der Bergarbeiter und weist den Weg zu den Stätten der Industriekultur.
Liebevoll im Ehrenamt betrieben, machen das Bergbaumuseum Deuben mit originalgetreu nachgebautem und begehbarem Tiefbaustollen und die Brikettfabrik Herrmannschacht in Zeitz mit altem Maschinenbestand aus dem 19. Jahrhundert die Industriegeschichte erlebbar.
Zeitz war auch einst bedeutender Produktionsstandort für Kinderwagen. Noch heute erinnert das Kinderwagenmuseum im Schloss Moritzburg an dieses stolze Erbe. Mit ungewöhnlichen Exponaten erzählt die Ausstellung, wie die ersten Kinderwagen entstanden und welchen Trends Eltern seit dem 19. Jahrhundert gefolgt sind, um ihre Kinder gut zu betten. Familien sollten unbedingt auch die Sonderausstellung „Kunterbunte Kinderträume“ (noch bis 21. April) besuchen. Eine bisher unveröffentlichte Auswahl an Kinderfahrzeugen von Dreirädern, Rollern über Selbstfahrer bis zu Kinderautos sowie klassische Spielwelten wie Puppenstuben und Kaufmannsläden lassen Kinderaugen leuchten.
Verborgen im Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels widmet sich ein weiteres ungewöhnliches Museum einem fast in Vergessenheit geratenem Industriezweig. Das Schuhmuseum beleuchtet nicht nur die Historie, als Weißenfels ein bedeutendes Zentrum der Schuhproduktion war. Es lädt zum Staunen ein, denn kurioseste Schuhwerke haben ihren Weg in die Ausstellung gefunden, von denen nicht ganz klar ist, ob sie wirklich jemals tragbar waren.
Wer Lust auf interessante und zugleich freudebringende Experimente hat, sollte die Imaginata in Jena besuchen. Im alten Umspannwerk widmet sich der Stationenpark in mehr als 100 interaktiven Exponate den Themenbereichen Mathematik, Physik, Technik und Biologie zum freien Experimentieren.
Diese und noch mehr Mysterien hat Saale-Unstrut zu bieten. Sie alle zu entdecken, ist ein wunderbares Ziel. Wer sich auf Tagesausflüge begibt, kann staunen und Neues in der eigenen Region kennenlernen.
Bergbaumuseum Deuben
Brikettfabrik Herrmannschacht Zeitz
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