Versteckt im Wald liegt ein Kleinod der besonderen Art – die Jagdanlage Rieseneck. Sie ist die einzig erhaltene barocke Jagdanlage dieser Art in Europa. Seit dem 17. Jahrhundert versuchten Adlige hier ihr Jagdglück. Heute ist sie ein verwunschen wirkender Ort, an dem die Natur den größten Zauber versprüht.
Die Jagdanlage Rieseneck zwischen Hummelshain und Großeutersdorf ist ein ausdrucksvolles Relikt der langen Jagdtradition in Thüringen. Schon der Name ist ein Hinweis darauf, dass sich dieses Fleckchen Erde seit jeher für die Jagd eignete, denn es geht auf das altdeutsche Wort für „Gebüsch“ zurück. Erste Ausbauten mit Verstecken und Laufgräben, um die Jagd einfacher zu gestalten, entstanden im 16. Jahrhundert. Die Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg bauten sie immer weiter aus und nutzten sie rege.
Die Schönheit und Magie dieses Ortes verzauberten schließlich auch Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg, der den noch heute einsam im Wald stehenden Herzogstuhl erbauen ließ. Seine turmartige Gestalt und die Tatsache, dass nicht jeder Zugang erhielt, regte die Fantasie der Menschen an. Erotische Treffen und geheime Gesellschaften stellten sich die Menschen vor, aber einer Urkunde zufolge sehnte sich der Herzog eher nach Frieden und der Einsamkeit des Waldes*.
Bis heute bleibt er geheimnisumwoben. Ein Förderverein kümmert sich um den Erhalt und öffnet nur einmal im Jahr zum Muttertag die Tür für Interessierte.
Der Rundwanderweg Jagdfieber führt jedoch das ganze Jahr über an dem imposanten Turm vorbei, an dessen Fuße man sich zu einer Rast setzen kann. Unauffällig inmitten des Grün verbirgt sich noch eine weitere Überraschung. Die Lenzborn-Quelle passt zum verwunschenen Eindruck der Umgebung. Ein Stein mit der Inschrift Lenzborn ist auf einem moosbewachsenen Felsen verankert, aus dessen Inneren das frische Quellwasser fließt und zum Erfrischen einlädt.
Der Name Jagdfieber passt wunderbar zu der Rundtour, denn sie macht mit allen Besonderheiten der Anlage bekannt und führt durch dichten Misch- und Nadelwald. Ergänzt ist der Weg durch Informationstafeln.
Es ist möglich, durch die instandgesetzten Pirschgänge zu schleichen – als sei man Teil der adligen Jagdgesellschaften. Das Wild war damals konditioniert auf das Erklingen des Jagdhornes, das aus dem Blasehaus regelmäßig zur Fütterung rief, so dass sich die Tiere auf die offene Lichtung begaben. Durch die Gänge und Verstecke konnten sie den Menschen nicht wittern, liefen in die Falle – und der Jagderfolg war garantiert.
Dies musste anschließend gefeiert werden. Im Grünen Haus logierten die Jagdgäste, während die Herzöge im nahe gelegenen Schloss Hummelshain residierten.
Wer Hummelshain zum ersten Mal besucht, glaubt seinen Augen kaum. Das Neue Schloss aus dem 19. Jahrhundert erinnert mit seinem Turm an ein Märchenschloss. Bauherr war Herzog Ernst I. von Sachsen-Altenburg, dessen Familie das Anwesen bereits lange Zeit als Jagd- und Sommerresidenz nutzte.
Er ließ das Neue Schloss errichten, als 1872 ein Brand einen Teil des Alten Jagdschlosses zerstörte. Bis dahin nannte es viele Persönlichkeiten der damaligen Zeit seine Gäste, darunter Königin Therese von Bayern oder die Großfürstin Alexandra von Russland. Es verlor an Bedeutung, ist heute eher unscheinbar und seit 2007 zu einem altersgerechten Wohnschloss umgebaut.
Das Neue Schloss hingegen war um 1890 bereits Anziehungspunkt für Besucher. Sobald der Herzog das Anwesen gerade nicht selbst nutzte, war es zur Besichtigung geöffnet und ein beliebtes Ausflugsziel, das zum Träumen einlud. Ein Förderverein kümmert sich gegenwärtig um den Erhalt des Neuen Schlosses und bietet mehrmals im Jahr Führungen an. Residenzdorf-Führungen sind aber auch für Gruppen ab acht Personen buchbar. Vorträge und Konzerte ergänzen das Erlebnisangebot.
Großer Höhepunkt im Jahr ist das Fest des Waldes und der Jagd (jährlich im September). Es erinnert nicht nur an die Jagdtradition, sondern ist geselliger Treffpunkt von Jung und Alt. Sogar eine Jagdkönigin gibt es.
Ob auf einem geführten Rundgang oder bei einer individuellen Wanderung entlang des Rundweges Jagdfieber – die waldreiche Landschaft rund um Hummelshain gehört zu den staunenswerten Winkeln in Saale-Unstrut, die nicht jeder kennt und die Abenteuerlust wecken.