Die Straße der Romanik ist eine der bekanntesten touristischen Routen in Deutschland und feiert im Jahr 2023 ihren 30. Geburtstag. Wer sich auf eine Romanik-Tour durch Saale-Unstrut begibt, folgt am besten dieser Route, um die bedeutendsten romanischen Bauwerke nicht zu verpassen. Doch auch links und rechts des Weges warten imposante Bauwerke auf Entdeckung.
Die Romanik war die erste gesamteuropäische Stilepoche nach Niedergang des Römischen Reiches. Kaum jemand kennst sie nicht: die Gebäude mit den Rundbögen, Tonnengewölben und wuchtigen Mauern. Bis heute löst die Romanik eine Faszination bei den Menschen aus. Ab etwa 1000 n. Chr. dominierte der ?römische? Stil für drei Jahrhunderte die sakrale Baukultur des Abendlandes ? vom Mittelmeerraum bis nach Skandinavien, von Osteuropa bis zu den britischen Inseln. Zahlreiche Kathedralen, Burgen, Kirchen und Klöster der Ära sind auch nördlich der Alpen erstaunlich gut erhalten.
Seit 1993 verbindet die Straße der Romanik die bedeutendsten Zeitzeugen in Mitteldeutschland, über 20 davon in Saale-Unstrut. Publikumsmagnete in der Wein- und Kulturregion sind das UNESCO-Welterbe Naumburger Dom, die FilmBurg Querfurt, Schloss Neuenburg in Freyburg oder der 1000-jährige Merseburger Kaiserdom. Doch auch weniger bekannte Bauten, mitunter abseits der touristischen Straße, sind einen Besuch wert. Wir empfehlen Ihnen hier beispielhaft 6 Ziele für Ihre Romanik-Tour durch Saale-Unstrut.
Bei einer Romanik-Tour durch Saale-Unstrut darf ein Besuch in Memleben nicht fehlen. 2023 ist Memleben eines der 5 Standorte im Projekt ?Des Kaisers letzte Reise?, das ist den letzten Reiseweg des römisch-deutschen Kaisers Ottos des Großen von Italien nach Memleben beleuchtet, wo er 973 unerwartet starb. Es wird vermutet, dass sein Herz noch immer in dem kleinen Ort an der Unstrut in Sachsen-Anhalt begraben sein soll.
Die Sonderausstellung ?Des Kaisers Herz ? Archäologische Tiefenfahndung am Sterbeort Ottos des Großen? im Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben präsentiert noch bis 31. Oktober archäologische Funde, die auf der Suche nach ?Des Kaisers Herz? wiederentdeckt wurden und spannende Geschichte(n) erzählen.
Dabei können Sie die mittelalterliche Klosteranlage mithilfe moderner Technik im virtuellen Raum neu auferstehen lassen. Vor Ihren Augen erscheint die Monumentalkirche aus dem 10. Jahrhundert, von der nur Fundamente und wenige Mauerreste erhalten sind. Auch die spätromanische Klosterkirche, die als Ruine zu sehen ist, wird durch Augmented Reality quasi wieder ?lebendig?. in voller Größe und realer Schönheit. Darüber hinaus gibt die Schau Einblicke in die Erkenntnisse der jüngsten archäologischen Grabungen, die ab Ende August vor Ort fortgeführt werden.
Veranstaltungstipp
Noch bis Ende Oktober bietet das Museum regelmäßig am Sonnabend Führungen, Fachvorträge und Wanderungen an.
Wenn Sie auf Ihrer Romanik-Tour durch Saale-Unstrut dem Flusslauf der Unstrut weiter in Richtung Osten folgen, sehen Sie nach rund 30 Kilometern auf einem Berg hoch oben auf dem Felsen ein Kleinod an der Straße der Romanik: die Klosterkirche Zscheiplitz. Mitte der 1980er Jahre retteten Engagierte die Kirche vor dem Verfall. Sie entstand wohl im späten 11. Jahrhundert oder Anfang des 12. Jahrhundert. Bis heute setzt sich der Verein ?Kloster Zscheiplitz ? Klosterbrüder e.V.? für den Erhalt des Baudenkmals ein und erhielt dafür im Sommer 2023 den Romanikpreis in Silber.
Von April bis Oktober ist das Kirchengelände und der Zugang zur Gruft täglich geöffnet. Genießen Sie unbedingt den traumhafter Blick von der Kirchenmauer auf die Weinberge und das Unstruttal. Ihr Blick fängt dabei auch das Schloss Neuenburg ein, das ebenfalls zur Straße der Romanik gehört.
Genuss-Tipp
Gleich neben der Klosterkirche Zscheiplitz lockt das Weingut Pawis in seine Straußwirtschaft. Bitte beachten Sie dabei, dass Straußwirtschaften keine regulären Öffnungszeiten haben, sondern von Mai bis September die Devise gilt: Wenn der Strauß hängt, wird ausgeschenkt.?
Veranstaltungstipp
In den Sommermonaten finden in der Klosterkirche verschiedene Konzerte statt. Informieren Sie sich am besten auf der Webseite der Klosterbrüder über aktuelle Termine.
Ein Glanzlicht an der Straße der Romanik ist die weiter nördlich gelegene Burg Querfurt, die nach mehrjährigen Bauarbeiten auf dem Burghof endlich wieder uneingeschränkt zugänglich ist und den unverstellten Blick auf die mittelalterlichen Mauern freigibt. Mit über 1100 Jahren Geschichte ist sie eine der ältesten Burgen an der Ferienstraße ? und eine imposante Erscheinung. Drei Türme, zwei Ringmauern und die mittelalterlichen Befestigungen sind weithin sichtbar.
Erlebnistipp
Bei Führungen an Sonn- und Feiertagen tauchen Sie ins Mittelalter ein und erfahren mehr über die Geschichte. Auch als Filmburg hat sich die Anlage bereits einen Namen gemacht. So war sie unter anderem Drehort für den ?Räuber Hotzenplotz?, ?Die Päpstin? und ?Der Medicus?. Die wechselnden Sonderausstellungen beschäftigen sich intensiv mit diesem Thema.
Veranstaltungstipp
Ein Höhepunkt im Veranstaltungsjahr auf der FilmBurg Querfurt sind das jährlich im August stattfindende Sommerkino und die Burgweihnacht in der Adventszeit. Beide Veranstaltungsformate laden Sie in ein unvergessliches Ambiente ein.
Besinnliche Begegnungen mit dem Klosterleben ermöglicht die Stiftskirche und das Kloster St. Petrus auf dem Petersberg nördlich von Halle. 1124 von den Wettinern auf einem Porphyrhügel als Augustinerchorherrenstift gegründet, ist es heute eine Pfarr- und Klosterkirche. Nach der Reformation war das Gotteshaus lange dem Verfall preisgegeben. Doch berühmte Besucher wie Goethe und Schinkel setzten sich dafür ein, dass die Kirche instandgesetzt wurde und heutzutage wieder als dreischiffige, kreuzförmige, romanische Basilika zu erleben ist.
Sie können die Stiftskirche täglich besuchen und sind an ausgewählten Tagen morgens, mittags und abends zum Gebet der sechs hier lebenden Mönche und Nonnen eingeladen. Führungen bietet der Verein ?Freundeskreis für den Erhalt der Stiftskirche Petersberg bei Halle? auf Anfrage an.
An der Landesgrenze zu Thüringen verlassen Sie auf Ihrer Romanik-Tour durch Saale-Unstrut die Straße der Romanik. Sehenswerte Schätze dieser Epoche finden Sie aber auch dort. Zu den bedeutendsten romanischen Sakralbauten in Thüringen gehört die Klosterkirche Thalbürgel östlich von Jena. 1133 als Benediktinerkloster gegründet, ist sie heute das Gotteshaus der evangelischen Kirchgemeinde Bürgel. Bis zur Reformation lebten hier Benediktinermönche Hirsauer Prägung.
Das Besondere: Das Fundament des einzigen benediktinischen Staffelchores in Deutschland ist heute noch zu sehen. Ein ähnliches Schicksal wie in Petersberg führte auch hier nach der Reformation zunächst zum Verfall der Kirche. Erst im 19. Jahrhundert konnten Seitenschiffe neu errichtet sowie die Vorkirche und die Mönchskirche mit dem Vierungsbogen gesichert werden.
Die Kirche ist bis Ende Oktober am Wochenende geöffnet. Führungen können auf Voranmeldung gebucht werden.
Auf eine ähnliche Geschichte blickt nur wenige Kilometer weiter die im 12. Jahrhundert gegründete Klosterkirche Bad Klosterlausnitz zurück. Das einst dazugehörige Augustiner-Nonnenkloster wurde während der Reformation aufgelöst und im 18. Jahrhundert die baufälligen Klostergebäude abgerissen. An deren Stelle entstand ein herzogliches Jagdschloss. Über 100 Jahre später begann der Wiederaufbau der Kirche nach den Plänen des preußischen Landeskonservators Ferdinand von Quast in Form einer romanischen Pfeilerbasilika. Heute gilt die Kirche als Meisterwerk der Baukunst des 19. Jahrhunderts. Sie ist täglich zwischen zehn und 16 Uhr geöffnet.
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