Saale-Unstrut feiert 2023 gleich mehrere Jubiläen und gewährt in neuen und überarbeiteten Ausstellungen spannende Einblicke in ferne Epochen.
Dome, Burgen, Klöster und Kirchen aus der Zeit des Mittelalters: Das ist das Thema der Straße der Romanik. Mit 88 bedeutenden Baudenkmalen und jährlich über einer Million Besuchern zählt sie zu den erfolgreichsten Tourismusstraßen in Deutschland. In Saale-Unstrut gehören 22 Bauwerke dazu, darunter das UNESCO-Welterbe Naumburger Dom, die Neuenburg in Freyburg oder Kleinode wie die Kirche St. Micheln in Mücheln am Geiseltalsee.
2023 feiert die Route ihren 30. Geburtstag.
Im Jubiläumsjahr liegt der Fokus auf Otto dem Großen, dem ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Seine letzte Station war Memleben in Saale-Unstrut, wo der Regent im Jahr 973 starb. Anlässlich seines 1050. Todestages gehen verschiedene Orte entlang der Straße der Romanik seiner letzten Reise nach. In Saale-Unstrut beteiligen sich das Kloster Memleben und die Stadt Merseburg an dem Jubiläumsvorhaben.
Wussten Sie...? Die genauen Umstände des Todes von Otto dem Großen sind nicht geklärt. Ottos Herz soll in seiner Lieblingspfalz Memleben begraben sein, wo genau weiß man nicht. Bestattet wurde der Herrscher im Magdeburger Dom. In Gedenken an den Vater gründete Otto II. mit seiner Gemahlin am Sterbeort ein Benediktinerkloster. Davon sind nur noch rare Spuren enthalten. Seit 2017 bringen archäologische Lehrgrabungen in Memleben neue Erkenntnisse.
2023 begibt sich das Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben anlässlich des Todestages Ottos auf öffentliche Spurensuche.
Die Sonderschau ?Des Kaisers Herz ? Archäologische Tiefenfahndung am Sterbeort Ottos des Großen?, die am 7. Mai eröffnet wird, zeigt erstmals Fundstücke der jüngsten Grabungen.
Erlebnistipp
Schon ab dem 11. März 2023 können Besucherinnen und Besucher per Tablett zwei mittelalterliche Kirchen wieder auferstehen lassen. So erhalten sie unter anderem einen Eindruck von der monumentalen Kirche aus der Zeit der Klostergründung im 10. Jahrhundert, von der nur noch die Umrisse erhalten sind. Darüber hinaus können Interessierte bei Sonderführungen das Ausgrabungsfeld besichtigen und mit Experten ins Gespräch kommen
Der meistbesuchte Ort an der Straße der Romanik ist das UNESCO-Welterbe Naumburger Dom St. Peter und St. Paul. Der Dom gehört zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern des europäischen Hochmittelalters. 2023 feiert er nicht nur das Jubiläum der Tourismusroute, sondern erinnert mit Festveranstaltungen auch an den Erhalt des Welterbetitels vor fünf Jahren.
2018 würdigte das Welterbekomitee die künstlerischen Qualitäten des Doms, die Einblick in Kunst, Architektur und Technologie des 13. Jahrhunderts geben. Besonders der Westchor überzeugte das Gremium als Meisterwerk menschlicher Schöpfungskraft durch die Integration von Architektur, Skulpturen und Glasmalereien. Er gilt als ein außergewöhnliches Gesamtwerk aus der Werkstatt des sogenannten Naumburger Meisters.
Am Romanik-Öffnungstag, dem 20. Mai 2023, gehen Gästeführer auf besondere romanische Details ein, die normalerweise nicht erklärt und gezeigt werden. Für den Deutschen Welterbetag am 4. Juni sowie den Jahrestag der Verleihung des Welterbetitels, den 1. Juli, ist jeweils ein Festprogramm in Planung. Beim ?Rendezvous im Garten? am 2. und 3. Juni 2023 sowie dem Gartenträume Picknicktag am 16. Juli steht der wiederhergestellte Domgarten im Mittelpunkt.
Bereits im Jahr 998 schenkte Kaiser Otto III. Weinberge an das Kloster Memleben. Die lange Weinbautradition ist heute noch zu spüren. Weinberge mit Steilterrassen, Trockenmauern und Weinbergshäuschen prägen die Region. Über 50 Rebsorten werden heute auf dem rund 768 Hektar großen Weinanbaugebiet angebaut.
Die ?Weinstraße Saale-Unstrut? führt über 60 Kilometer von Memleben an der Unstrut entlang der Saale bis nach Bad Sulza, vorbei an Winzerorten, Schlössern und Burgen. Wie die Straße der Romanik feiert sie ihr 30-jähriges Bestehen.
Erlebnistipps
Natürlich finden wieder beliebte Veranstaltungen wie der Weinfrühling am 01. Mai 2023, die saale-Weinmeile vom 27. bis 28. Mai, die Tage der offenen Weinkeller und Weinberge vom 4. bis 6. August und das große Winzerfest in Freyburg vom 8. bis 10. September 2023 statt.
Mitte Mai ist es so weit: Die neue Rotkäppchen Erlebniswelt öffnet ihre Pforten für Besucher. Mit interaktiven Elementen, persönlichen Einblicken aus der Gründerzeit oder der Wendezeit und noch nie gesehenen Einblicken in die Sektherstellung werden die Besucherinnen und Besucher in die Welt von Rotkäppchen gezogen.
Eine ganze Etage widmet sich dem Thema Produktion. An interaktiven Mitmachelementen kann sich jeder selbst zur Frage testen: Habe ich das Zeug zum Önologen? Auch die Gärhallen sind nachgebildet und der historische Kellermeister interagiert mit den Besucherinnen und Besuchern.
Sie gehört zu den bedeutendsten archäologischen Funden in Deutschland: die Himmelsscheibe von Nebra. An der Stelle, zwischen Naumburg und Memleben, oberhalb der Unstrut, wo das faszinierende Artefakt vor fast 24 Jahren aus der Erde geholt wurde, bietet seit 2007 das multimediale Besucherzentrum ?Arche Nebra? eine einmalige Mischung aus Archäologie, Astronomie und Architekturerlebnis.
Seit Oktober ist der spektakuläre Bau, welcher der goldenen Sonnenbarke auf der Himmelsscheibe nachempfunden ist, geschlossen und wird modernisiert. Das Planetarium wird technisch neu ausgestattet, die Ausstellungsräume barrierefrei gestaltet und das Außengelände erweitert.
Erlebnistipps
Am Tag der Sommersonnenwende, dem 21. Juni, ist Wiedereröffnung. Besucher erleben in einer modernisierten Show im Planetarium und in der zum Teil überarbeiteten Dauerausstellung, welches astronomische Wissen sich auf der Himmelsscheibe verbirgt. Eine neue begehbare Himmelsscheibe lädt dazu ein, verschiedene Blickwinkel einzunehmen. Auch der spektakuläre Fund durch zwei Raubgräber auf dem Mittelberg bei Nebra ist wieder Teil der modernisierten Schau.
Auch in Lützen, südwestlich von Leipzig, erinnert ein Museum an einen aufsehenerregenden Fund. 2011 entdeckten Archäologen hier ein Massengrab mit Skeletten von 47 Soldaten. Sie starben im November 1632, wie auch der Schwedenkönig Gustav II. Adolf, in einer der blutigsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges. Nach Schauen in Halle und Wien kehrt das Grab nun in die Nähe des Fundortes zurück. Dazu wird im Herbst ein neues Museum eröffnet.
Das Museum Lützen 1632, das die Ausstellungsmacher auch als Anti-Kriegsmahnmal verstehen, erklärt den Dreißigjährigen Krieg und die Schlacht von Lützen. Es zeigt aber auch auf, welche Folgen Kriege im Allgemeinen haben. Zwei lebensgroße, interaktive Spiegel geben den Gefallenen der Schlacht ein Gesicht. Neben dem Grab werden in der Kugelvitrine 2236 Kugelfunde vom Schlachtfeld zu sehen sein.
Erlebnistipps
Im ersten Monat nach der Eröffnung gibt es wöchentliche Sonderführungen zu historischen Themen, weitere Themenführungen sind in Planung.
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