Saale-Unstrut ist nicht nur Wein, Mittelalter, Gesundheit und eine Landschaft mit toskanischem Flair. Die Region öffnet mit beeindruckenden Relikten auch verschiedene Kapitel mitteldeutscher Industriekultur. Wir haben Ihnen hier einmal bekannte und weniger bekannte Ziele zusammengefasst, an denen Sie die Industriekultur in Saale-Unstrut erleben können. Gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise!
Durch Saale-Unstrut führen viele Wege, die all jenen Orientierung bieten, die sich auf die Spuren der industriegeschichtlichen Zeugnisse begeben wollen. Dazu gehören auch spezielle Themenradwege. Sie sind weniger bekannt als beispielsweise der Saaleradweg, aber nicht weniger erlebnisreich und spannend. Diese Themenrouten möchten wir Ihnen vorstellen.
Die Industrialisierung hat Vieles im Leben der Menschen verändert verändert. Viele Arbeitsschritte wurden einfacher, die Menschen wurden aber vielerorts weniger gebraucht, Wohlstand wuchs und Produkte waren einfacher herzustellen, früher Undenkbares wurde auf einmal machbar.
Heute ist wieder eine Zeit des Umbruches: Der Strukturwandel bedeutet für viele Industriebetriebe das Aus. Ganze Regionen suchen nach einer neuen Identität und nach einer anderen Zukunft. Zurück bleibt ein reiches industriekulturelles Erbe. Das macht die Europäische Route der Industriekultur sichtbar. In Saale-Unstrut gehören beispielsweise die Zentralwerkstatt Pfännerhall, das Borlachmuseum Bad Dürrenberg oder das Chemiemuseum in Merseburg dazu. Mehr zu diesen Orten der Industriekultur erfahren Sie weiter unten im Beitrag.
Die Salzstraße, ein alter Handelsweg, verband früher die Salinen, das heißt mit Anlagen zur Salzgewinnung. Sie führt durch den Süden Sachsen-Anhalts ab dem Elsterradweg bei Schkeuditz über Merseburg und den Geiseltalsee weiter bis nach Uftringen am Harzrundweg. Ein besonders interessantes Stück ist eine 43 Kilometer lange Tour von Mücheln über Merseburg in Richtung Wallendorf (Luppe).
Diese Radroute führt Sie vom Geiseltalsee ab Braunsbedra hinüber zum Saaleradweg und weiter nach Lützen und verbindet die Themen Kohlebergbau, Solegewinnung und historische Ereignisse miteinander. Mit der Geschichte der Braunkohlegewinnung im Geiseltal beschäftigt sich gleich zu Beginn der Tour die Zentralwerkstatt Pfännerhall in Braunsbedra. Zwischen den Tagebauseen Runstedter und Großkaynaer See (auch Südfeldsee genannt) entlang geht es weiter nach Bad Dürrenberg mit seinem Gradierwerk und dem Museum Borlach-Schacht. Die letzte Station der Tour ist Lützen, Schauplatz der großen Schlacht von 1632 zwischen dem Schwedenkönig Gustav II. Adolf und Albrecht von Wallenstein.
Der Recarbo-Kohleradweg erzählt ein Stück der Zeitzer Industriegeschichte. Ein kleiner radelnder Maulwurf weist den Radfahrenden den Weg durch das älteste Braunkohlenrevier Mitteldeutschlands zwischen Zeitz und Weißenfels. Spannende Orte machen den Strukturwandel in der Region sichtbar: Dazu zählen die Brikettfabrik Herrmannschacht in Zeitz, deren Geschichte bis in das Jahr 1876 zurückreicht, und das Bergbaumuseum Deuben.
Endpunkt ist der Erholungspark Mondsee, der erst mit der Flutung in den 1990er Jahren entstand und aufgrund seiner Form diesen Namen erhielt. Heute genießen hier Badegäste, Surfer und Camper ihre Auszeit vom Alltag.
Zeitz ist bis heute bekannt für die Zuckerproduktion, denn schließlich wird seit über 160 Jahren hier Zucker hergestellt. Einst war es der Zug, mit dem die Zuckerrüben von den Feldern in die Fabrik gelangten. Nach Stilllegung der Strecke Camburg-Zeitz wurde es zunächst still entlang des Gleisbettes, aber seit 2019 ist die 37 Kilometer lange Tour vollständig für Radfahrende erschlossen und verbindet den Elsterradweg in Zeitz mit dem Saaleradweg in Camburg.
Extra-Tipp
Lohnende Zwischenziele sind Schloss Droyßig mit Restaurant, Park und Bärengehege sowie Burg Camburg. Zum Beispiel sollten Familien den Bärentatzenweg in Droyßig erkunden und in Camburg den Parcour für traditionelles Bogenschießen im Stöbener Wald ausprobieren.
Der Elsterfloßgraben ist ein länderübergreifendes technisches Denkmal, das durch die Länder Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen führt. Es galt im 16. Jahrhundert als das bedeutendste Kanalsystem Europas. Von den 93 Kilometern Länge sind heute noch 80 Kilometer vorhanden.
Ein Verein bemüht sich emsig darum, die Tradition des Flößens wieder aufleben zu lassen und den Elsterfloßgraben zu erhalten. Er organisiert Exkursionen, Vorträge oder praktisches Schauflößen, um Besucherinnen und Besuchern das Wissen über die Scheitholzflößerei zu vermitteln. Verbunden ist mit den Aktionen aber auch das Engagement, die Bedeutung des Elsterfloßgraben als technisches Denkmal der Wasserbaukunst und seinen Einfluss auf das ökologische Verbundsystem herauszuheben.
Erlebnistipps
Bei Crossen und bei Kötzschau wurden zwei sogenannte Flößerpfade angelegt. Auf diesen Wegen begleiten Sie zahlreiche Schautafeln, die ausführlich zum Elsterfloßgraben und dem Flößen informieren. Hier ist die Industriekultur in Saale-Unstrut eng mit dem Naturerlebnis verbunden.
In Thüringen lebt eine über 250-jährige Tradition fort, die weltweit ausstrahlt. Nur drei Zutaten lassen das weiße Gold entstehen, das zart und filigran, aber auch groß und robust sein kann. Doch wissen Sie, welche Zutaten das sind? Porzellan ? das sind Kaolin, Feldspat und Quarz. Die Thüringer Porzellanstraße zeigt die Kunstfertigkeit des Erbes sowie die Weiterentwicklungen der Moderne und vereint die Betriebe unter der Dachmarke Thüringer Porzellan. Manufakturen, Designer, Restaurateure und Modelleure, Museen und Porzellanhersteller gehören zur Themenroute.
Wenn Sie sich für die Industriekultur in Saale-Unstrut interessieren, sind Sie sicherlich für Tipps rund um die Museen dankbar, in denen Sie der Industriegeschichte nachgehen können. In unserer Region gibt es davon einige. Hoffentlich ist ein Thema dabei, das für Sie von besonderem Interesse ist.
Das Geiseltal blickt auf eine rund 300-jährige Bergbaugeschichte zurück. Mit 12 kleinen Gruben zum Braunkohlenabbau fing alles an, aber mit Beginn der industriellen Förderung im ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelte sich das Fördergebiet zu einem der größten zusammenhängenden Bergbauareale Deutschlands. Um das in Zahlen auszudrücken: Insgesamt wurden im Geiseltal rund 1,4 Milliarden Tonnen Braunkohle abgebaut und Abraum bewegt. Heute hingegen befindet sich an dieser Stelle der Geiseltalsee und gibt Saale-Unstrut einen maritimen Touch.
Die Zentralwerkstatt Pfännerhall in Braunsbedra gehört neben der Brikettfabrik Herrmannschacht in Zeitz zu den beeindruckendsten Relikten der Industriekultur in Saale-Unstrut. Das Gebäude wurde in den 1920er Jahren mit Art-Deco-Anklängen errichtet und diente als zentrale mechanische Werkstatt für die Bergbauindustrie, wie der Name schon sagt. Zur Maschinenhalle kamen später eine Lehrwerkstatt, Verwaltungsräume und Werkzeugausgabe hinzu. Nach Ende der Bergbauaktivitäten im Geiseltal im Jahr 1992 begann der Rückbau der Anlagen zur Braunkohleförderung und -verarbeitung. Diesem Schicksal sollte die Zentralwerkstatt Pfännerhall ebenfalls zum Opfer fallen, doch es kam anders. Dank engagierter Menschen beherbergt das Haus heute einzigartige Ausstellungen, wie z. B. die faszinierende Ausstellung ?Fundort Pfännerhall? mit dem lebensgroßen Alt-Elefanten und einer Replik des weltbekannten Geiseltal-Urpferdchens.
Extra-Tipp
Zwischen Braunsbedra und Mücheln finden Sie direkt am Geiseltalsee-Rundweg den Irrgarten ?Urpferdchen?, für den sich ein Zwischenstopp lohnt. Finden Sie den Ausgang wieder?
In der Brikettfabrik Herrmannschacht in Zeitz dreht sich alles um die Kohle: von der Entstehung über die Veredelung bis hin zum Verbrauch. Die Brikettfabrik ist beeindruckendes Zeugnis der Industriekultur in Saale-Unstrut und eng mit der regionalen Bergbaugeschichte verbunden. Auf dem Gelände des Herrmannschachtes vermitteln die verschiedenen Bereiche alle Bestandteile der Kohleförderung.
Wie Kohle entsteht, verdeutlicht der Braunkohlewald inklusive der Pflanzenarten, die vor Tausenden Jahren dazu beitrugen, dass später Kohle gefördert werden konnte. Der Maschinenbestand von 1889 versetzt Sie in die Zeit von dampfenden Maschinen und Kohlenstaub, so dass Sie die Brikettproduktion hautnah nachfühlen können. Und eine eindrucksvolle Sammlung historischer Öfen im Ofenmuseum ruft Ihnen in Erinnerung, wie das Leben und Heizen mit Kohle damals ? vor gar nicht allzu entfernter Zeit ? ausgesehen haben. Zusätzlich erfüllt der Herrmannschacht Träume für Eisenbahnfans: Im Miniaturpark warten begehbaren Loks auf eine Erkundung.
Im Zeitz-Weißenfelser Braunkohlenrevier befindet sich auch das Bergbaumuseum Deuben. Die Ausstellungsbereiche beleuchten die Auswirkungen des Bergbaus und wollen an die vom Bergbau überbaggerten Dörfer der Region erinnern. Modelle, Schaubilder und Objekte gehen auf die geologischen Gegebenheiten des Region ein, zeigen, wie sich die Abbaumethoden entwickelt haben, wie Kohle veredelt wurde und wie die Kohle das Leben der Menschen im Revier bestimmte. Natürlich erzählen auch Tagebaugeräte im Kleinformat, Reviermodelle und vieles mehr ihre eigenen Geschichten. Höhepunkt ist ein originalgetreu nachgebauter, begehbarer Tiefbaustollen im Untergeschoss des Museums ? so nah sind Sie einen Bergbaustollen sicherlich noch nicht gekommen.
Das Deutsche Chemiemuseum Merseburg verdeutlicht, dass Chemie als Grundlage für den Wohlstand in einer modernen Gesellschaft dient. Oder könnten Sie sich einen Alltag ohne vorstellen? Über 300 Exponate machen die Sammlung historisch wertvoller originärer Anlagen, Maschinen und Apparate der chemischen Industrie aus – das ist einzigartig in Europa. Die Exponate in den Ausstellungsräumen und auf dem Außengelände des Technikparks gestatten einen Einblick in die Hochdrucktechnik sowie die Kunststoff- und Elektrochemie.
Erlebnistipp
Zwei Actionbounds schicken Sie unterhaltsam über das Gelände. Für große und kleine Experimentierfreude sorgen zudem mehrere Entdeckerfelder.
Dass wir ohne Salz nicht leben können, ist unumstritten. Wie Sole gefördert und Salz gewonnen werden konnte, das ist eines der Geheimnisse der Industriekultur in Saale-Unstrut. Vor allem aber ist diese Frage eng mit dem Namen Borlach verbunden. Johann Gottfried Borlach (1687-1768) war ein deutscher Geologe, kurfürstlich-sächsischer Bergrat und Gründer der Arterner, der Kösener und der Dürrenberger Saline.
Das Museum im Borlachturm Bad Dürrenberg würdigt die Leistungen dieses Mannes und nimmt Sie mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Salzgewinnung. Sie erfahren ebenso, wie die Dürrenberger Sole zu Siedespeisesalz verarbeitet wurde und sich Bad Dürrenberg zum Badeort wandelte. Hinzu kommen Modelle der alten Wasserkunst, die Darstellung des Weges von der Sole zum Salz, Sie können alte Werkzeuge wie Salzkrücken, Siedekörbe, Salzschaufeln bestaunen, die an die schwere Arbeit der Salzsieder erinnern.
Extra-Tipp
Fragen Sie in der Touristinformation einmal nach einer Führungen durch den Kohlebahntunnel. Sie dauert ca. 45 Minuten und zeigt Ihnen den ältesten Eisenbahntunnel Deutschlands.
Vom Eisenbahntunnel zum Eisenbahnmuseum im historischen Bahnhofsgebäude Kötzschau aus dem Jahr 1856. Das lässt die Herzen von Eisenbahnfans höherschlagen und ist ein Erlebnis für die ganze Familie. Unzählige Ausstellungsstücke erzählen die Geschichte der Eisenbahnstrecke zwischen Leipzig und Großkorbetha. Neben Bild- und Texttafeln zu den Bahnstationen und vielen anderen Themenbereichen werden Sie im original eingerichteten Dienstzimmer aus der Zeit um 1935 selbst zum Bahnmitarbeiter aus der Vergangenheit – originale Fahrkartenausgabe inklusive.
Besuchermagnet ist das Eisenbahnbetriebsfeld und Lehrstellwerk. Einst war es Übungs- und Ausbildungsanlage der ehemaligen Betriebsschule des Reichsbahnamtes Leipzig. Heute bekommen Sie hier Einblick in die Funktionsweise der verschiedenen Stellwerksbauarten. Das Museum hat i.d.R. alle zwei Wochen sonntags geöffnet. Die Termine sind auf der Webseite des Museums veröffentlicht.
Erlebnistipp
Wie wäre es mit einer Draisinen-Fahrt? Die Handhebel-Draisine „August“ kommt auf der eigenen Gleisanlage im Eisenbahnmuseum Kötzschau zum Einsatz. Vor Ort erklärt man Ihnen bestimmt gerne, wie das funktioniert.
Jena ist eng mit dem Namen Carl Zeiss und dadurch mit dem Thema Optik verbunden. Es liegt also nahe, dass Sie in Jena ein Museum finden, das sich mit diesem Thema beschäftigt. Bis 2025 befindet es sich im Umbau. Nach der Neueröffnung soll die Sammlung aus rund 20.000 Objekten, angefangen von Kameras und Mikroskopen bis hin zur größten Brillensammlung der Welt, teils interaktiv erfahrbar werden. Ein Spaß für die ganze Familie, obwohl die Bezeichnung Museum ja eher trocken daherkommt. Auch die Grundlagen der Optik werden spielerisch veranschaulicht. Und für Fans von Kuriositäten, hält die Brillensammlung sicherlich einiges Amüsante und Skurrile bereit.
Erlebnistipp
Es wurde am 18. Juli 1926 eröffnet und ist das betriebsälteste Planetarium weltweit – das Planetarium in Jena. Es ist nicht nur ein historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland, sondern vor allem durch die damals revolutionäre Projektionstechnologie zum Hit geworden. Mit der völlig neuartigen, in dieser Form einmaligen Laser-Ganzkuppelprojektion werden Unterhaltung und Wissensvermittlung in Form von Live-Vorträgen, Kinderprogrammen, Hörabenden, Musik-Lasershows und Exklusiv-Events geboten.
Amüsante Objekte sind auch in Weißenfels zu bestaunen. Das Schuhmuseum, das im Schloss Neu-Augustburg untergebracht ist, beleuchtet einen anderen Aspekt der Industriekultur in Saale-Unstrut. Denn die Region ist auch mit anderen Industriezweigen verbunden. Neben Chemie und Optik sicherten lange Zeit Kinderwagen- und Schuhproduktion Auskommen und Wohlstand. Weißenfels war sogar einmal der größte Schuhproduzent Europas, doch das ist schon einige Zeit her. Im heutigen Museum geht es aber nicht nur um die Geschichte der Produktion, sondern ebenso um den völkerkundlichen Aspekt.
Wissen Sie etwa, woraus die Schuhe von amerikanischen Ureinwohnern bestanden oder was es mit den Totensandalen der Ägypter auf sich hat? In jedem Fall werden Sie mit einem Schmunzeln Ihren Rundgang beenden, denn das verrückte Schuhregal zeigt auf, auf welche wirklich verrückten Ideen Schuhdesigner und Modetrends so kommen.
Extra-Tipp
Ein interaktiver Actionbound zum Schoss Neu-Augustusburg Weißenfels geht auch auf das Schuhmuseum ein und macht den Aufenthalt im Museum noch erfrischender.
Seit 100 Jahren wird in Bad Kösen Spielzeug hergestellt. Diese lange handwerkliche Tradition ist Grundlage für die Kösener Spielzeug Manufaktur. In der gläsernen Werkstatt können Sie in Echtzeit die Produktion von handgefertigten Plüschtieren miterleben. Das Werksmuseum spiegelt die einzigartige Verbindung aus Traditionskunst und stilvoller Modernität wider.
Was für Weißenfels die Schuhproduktion war, das war für Zeitz die Produktion von Kinderwagen. Seit der Zeit um 1850 wurden in Zeitz Kinderwagen, wie wir sie heute kennen, hergestellt. Neu war damals, dass die Wagen zum liegenden Transport der Säuglinge dienen sollten. Das Deutsche Kinderwagenmuseum entführt Sie in die Kindheit und vielleicht auch in die Geschichte Ihrer eigenen Familie, denn Ihnen werden mit Sicherheit Modelle begegnen, die Ihnen bekannt vorkommen. Historische Kinder-, Sport- und Puppenwagen, Spielzeug, Kleidung und Möbel für Kinder sorgen dafür, dass Sie sich über die eigenen Erinnerungen hinaus das Kindsein in vergangenen Epochen besser vorstellen können. Mit dieser großen Sammlung ist die Ausstellung zur Kulturgeschichte des Kinderwagens einmalig in Europa.
Die Langholzflößerei auf der Saale hat eine jahrhundertealte Tradition und wurde in Orlamünde im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt. Bis 1938 wurde noch aktiv und gewerblich geflößt. In Uhlstädt kommen Sie diesem Thema sehr nahe, denn das Flößereimuseum informiert über die Technik des Floßbaus, das Flößen auf der Saale, die Lebensweise sowie die Sitten und Gebräuche der Flößer.
Übrigens…
Das Flößen wurde jüngst von der UNESCO mit dem Titel immaterielles Erbe der Menschheit gewürdigt.
Wenn Sie Spuren der Industriekultur in Saale-Unstrut suchen, denken Sie wahrscheinlich nicht gleich an das Thema Salzgewinnung. Aber nicht nur Braunkohle und Zucker, auch Salz bestimmte früher Leben und Arbeit der Menschen in Saale-Unstrut. Davon erzählen die mächtigen Gradierwerke in Bad Kösen, Bad Sulza und Bad Dürrenberg.
Das Gradierwerk in Bad Kösen entstand im 18. Jahrhundert. Ursprünglich errichtet wurde die Anlage zur Salzgewinnung, bald erkannte man aber die gesundheitsfördernde Wirkung der Sole, weshalb sich das Gradierwerk zu einem Teil des Kurbetriebs entwickelte. Die Menschen sind noch fasziniert davon, hier Sole, also das salzhaltiges Wasser, aus den Tiefen der Erde über den Schwarzdornreisig rinnt ? heute genauso wie früher. Bis heute ? und das ist eine Besonderheit – sind die historischen Salineanlagen, welche die Sole zum Gradierwerk befördern, in Betrieb. Wenn Sie den Weg zum Gradierwerk entlang des Gestänges laufen, erschrecken Sie nicht über das Knirschen und Knarzen der hölzernen Anlage.
Das Gradierwerk Louise in Bad Sulza stammt aus dem Jahr 1754. Es hat eine andere Attraktion, die es so in Saale-Unstrut nur hier gibt: die Zerstäuberhalle, in der die Sole so fein vernebelt wir, dass Sie Ihre Hand vor Augen nicht mehr sehen. Der feine Solenebel wird aber besonders gut von den Lungen aufgenommen ? Sie sollten sich bei einem Besuch die Zerstäuberhalle also nicht entgehen lassen. Gerade Menschen mit Heuschnupfen und Asthma profitieren davon. Im Kurpark lohnt sich ein Besuch der modernen Touristinformation im historischen Gebäude des Inhalatoriums. Hier können Sie an einem Automaten Weine probieren und regionale Soleprodukte wie Solebonbons und Solemarmelade erwerben.
In Bad Dürrenberg zieht das imposante und fast 700 Meter lange Gradierwerk die Aufmerksamkeit auf sich. Es ist das längste zusammenhängende Gradierwerk in Europa und schon von weitem sichtbar. Bad Dürrenberg war einst ein wichtiger Standort kursächsischer Salzproduktion. Das Museum im Borlachturm informiert über diesen Teil der Geschichte der Stadt. Sehenswert ist zudem der Kurpark, der in die weitläufige, naturnahe Saaleaue übergeht. Derzeit bereitet sich die Stadt auf die Landesgartenschau 2024 unter dem Motto ?Salzkristall & Blütenzauber? vor.
Industriekultur in Saale-Unstrut bedeutet irgendwie auch Verwandlung: Was einst landschaftlich verlorenging, erstand später als Naherholungsgebiet neu. Es ist ein wenig wie in dem Märchen vom hässlichen Entlein, das sich zum schönen Schwan entwickelte. Wo können Sie dies besser erkennen als an der Seenlandschaft in der Region.
Am Geiseltalsee kommt sofort maritimes Urlaubsgefühl auf. Das aus einem ehemaligen Braunkohletagebau durch Flutung entstandene Gewässer ist mit 18 Quadratkilometern Deutschlands größter künstlicher See. Bis 1993 lärmten hier noch gigantische Bagger und Abraumförderbrücken. Das ist längst vergessen. Heute segeln Boote über das glasklare Wasser, als wäre es nie anders gewesen.
Erlebnistipps
An den modernen Hafenanlagen in Mücheln und Braunsbedra können führerscheinfreie Flöße, Motor-, Tret- und andere Boote wie Grillboote in Donut-Form in ausgeliehen werden. Bis zu sechs Personen haben auf einem gemütlichen Grillfloß Platz. Auch fahrbare Hausboote zur Übernachtung auf dem See oder sogar ein Saunaboot stehen Urlaubern zur Verfügung. Der Geiseltalsee wird zudem von zwei Fahrgastschiffen befahren. Startpunkt sind die Marina Mücheln und die Marina Braunsbedra.
Runstedter und Großkaynaer See gehören zum Geiseltaler Seenkomplex und entstammen dem Kali- und später dem Kohleabbau. Mit den Wander- und Radwegen entlang der Ufer beider Seen sind sie wunderbare Ausflugsziele. Der jüngere der beiden Seen ist nach dem Ort Runstedt benannt, der dem Tagebau weichen musste. Reste des industriellen Erbes verhindern bis heute die Freigabe als Badegewässer. Trotzdem wird er gerne als Ausflugsziel für Wanderungen und Radtouren genutzt: Es geht entlang des Ufers mit schönen Ausblicken auf den See unter schattigen Bäumen entlang.
Ende der 80er Jahre wurde bereits der Großkaynaer See geflutet und mit der Renaturierung begonnen. Nicht alle Bereiche sind für Wanderer und Badelustige erreichbar, denn etwa ein Drittel des Geländes gehört zum Naturschutzgebiet. Der rund 20 Kilometer lange Weg um den See ermöglicht aber die komplette Umrundung. Einige Stellen laden auch zum Baden ein, aber Sandstrand suchen Sie hier vergebens. Die Uferbereiche sind recht steinig. Geeignet sind die Badestellen vor allem für Menschen, die dem klassischen Freibad-Trubel entgehen möchten. Der Großkaynaer See bietet aber auch Anglern ein kleines Paradies. Angelscheine erhalten Sie am besten über fiscado.
Der Wallendorfer und der Raßnitzer See liegen direkt nebeneinander und existieren erst seit 2002. Damals war die Flutung der zwei Restlöcher des ehemaligen Tagebaus Merseburg Ost abgeschlossen. Das Wasser hierfür war der Weißen Elster entnommen worden. Inzwischen hat die Natur aus den je rund 300 Hektar großen Seen ein wunderschönes Paradies entstehen lassen, in dem sich viele Vögel wohlfühlen und Flora und Fauna heute nur noch wenig von der einstigen Industriekultur in Saale-Unstrut erkennen lassen. Das Rad- und Wanderwegenetz ist so angelegt, dass immer wieder spannende Ausblicke und Beobachtungspunkte auftauchen und auf die Art Abwechslung entlang des Weges bringen.
Die Badestellen in den Orten Löpitz, Burgliebenau und Wallendorf sind etwas für Menschen, die die Abgeschiedenheit und die natürliche Umgebung lieben: ruhige Lage, seicht verlaufende Uferbereiche, immer wieder kleine Buchten und Picknickmöglichkeiten. In Löpitz und Burgliebenau führen Badestege auf den See hinaus, die sich fantastisch als Fotomotive eignen. In Wallendorf finden Sie dagegen einen kleinen Sandstrand. Allen gemeinsam ist das naturnahe Ambiente ? und das bedeutet auch: ohne Badestrandbewachung. Wenn Sie eine Runde schwimmen gehen, wundern Sie sich nicht über das leicht salzig schmeckende Wasser, das mit dem ehemaligen Braunkohleabbau in Zusammenhang steht ? Strukturwandel, den Sie schmecken können.
Auch der Mondsee ist ebenfalls ein gelungenes Beispiel für den Strukturwandel in der Region Saale-Unstrut. 1991 badeten die Menschen hier zum ersten Mal an und inzwischen sind die Spuren des ehemaligen Tagebaus in etwas Schönes verwandelt worden. Der See selbst bestimmte seinen Namen sogar mit, weil er während der Flutung die Form einer Mondsichel annahm und aus der ?Mondlandschaft?, die der Tagebau mit sich brachte, hervorging. Und was liegt also näher, als den See so zu benennen? Im heutigen Erholungspark Mondsee kommen nicht nur Campingfreunde, sondern auch viele Badegäste zusammen. Sandstrand, Liegewiese, Spielplatz und vier Beachvolleyballfelder schaffen Abwechslung während des Aufenthalts. Und wer nicht gern im Zelt übernachtet, dem bieten Schäferwagen und Campinghütten eine Alternative.
Über die klassischen Tagebauseen hinaus existieren noch einige kleinere Seen, die ebenfalls der Industriekultur in Saale-Unstrut entsprungen sind. Am Hohenweidener See wurde vor 50 Jahren noch Kies abgebaut, während Sie heute dort Wasserski und Wakeboardfahren lernen können. In Petersberg wurde früher Quarzporphyr abgebaut, heute ist der ehemalige Steinbruch mit dem verheißungsvollen Namen Goethebruch ein wunderschönes Ausflugsziel im Ort. Ähnliches gilt für den kleinen See am Gützer Berg außerhalb von Landsberg. Hier hat angeblich sogar der Teufel seine Finger im Spiel, doch wie sich die Geschichte genau zugetragen hat, das erfahren Sie in unserem Seenführer.
Wenn Sie mehr über die Seen in Saale-Unstrut erfahren möchten, dann empfehlen wir Ihnen unseren Seenführer ?Auszeit am Wasser ? Wegweiser zu Geiseltalsee und Co.?. Sie ist als Printbroschüre bestellbar, liegt in den Tourist-Informationen und bei den Gastgebern aus oder ist digital einsehbar (PDF-Format).
Rund um den Geiseltalsee stehen drei Aussichtstürme, die alle zwischen 14 bis 15 Meter höhe betragen. Der nördlichste Aussichtsturm ist der ?Seeblick Klobikauer Halde?. ?Pauline? steht östlich des Sees im Müchelner Ortsteil Stöbnitz, nicht weit vom Strandbad entfernt. Am südöstlichen Ufer, oberhalb der Marina Braunsbedra, können Sie sich auf dem Aussichtsturm ?Leonhardt? einen Überblick über den Geiseltalsee verschaffen.
Nicht weit vom Seeufer des Mondsees entfernt, lassen sich die vom Bergbau verschwundenen Ortschaften erkunden. Sie mussten nach 1941 dem Tagebau weichen. In den Wandelgängen am Mondsee können Sie die 15 Orte des ehemaligen Zeitz-Weißenfelser Braunkohlenreviers suchen und finden, die zur Kohlegewinnung überbaggert wurden ? Aussichtsplattform inklusive. Die Wandelgänge sind als Labyrinth aus Hainbuchenhecken mit 15 Steinplatten angelegt, welche die 15 verschwundene Orte symbolisieren.
Der Tagebau Profen liegt im Süden von Sachsen-Anhalt und an der östlichen Grenze der Region Saale-Unstrut. Die MIBRAG hat bei Profen einen Aussichtspunkt eingerichtet, der es erlaubt, einen Überblick über das Fördergeschehen zu bekommen. Mit Schaufelradbaggern, Eimerkettenbaggern und mobiler Technik werden Abraum und Kohle gewonnen, während lange Bandanlagen den Transport des gewonnenen Materials übernehmen. Schautafeln erläutern geologische Aspekte, den weiteren Abbau und bereits begonnene Rekultivierungsmaßnahmen.
Wenn Sie die Industriekultur in Saale-Unstrut erkunden wollen, empfehlen wir Ihnen noch zwei Erlebnistermine. Einige der oben beschriebenen Museen und ehemaligen Industriestätten beteiligen sich an den Aktionstagen und lassen sich dafür zumeist etwas Besonderes für ihre Gäste einfallen. Am besten Sie notieren sich die Monate April und September in Ihrem Kalender und informieren sich auf den Seiten zu den Aktionstagen.
Der Leipziger Industriekulturtag findet jährlich im September statt. Aufgrund der Nähe zu Saale-Unstrut nutzen einige der Museen, insbesondere rund um Zeitz, den Termin und öffnen ihre Tore. Unbedingt vormerken und natürlich ? vorbeikommen.
Die Mitteldeutsche Gesellschaft für Industriekultur e.V. hat eine eigene Webseite zum Industrietourismus in Sachsen-Anhalt erstellt und bisher 13-mal einen Tag der Industriekultur organisiert. Dieser fand in der Vergangenheit immer im April statt. Wann der nächste Termin geplant ist, erfahren Sie unter
Da Saale-Unstrut einige Gebiete umfasst, die dem Braunkohleabbau dienten, ist unsere Region natürlich mit dem Thema Strukturwandel konfrontiert. Die Landkreise engagieren sich daher im Strukturwandel-Netzwerk. In zahlreichen Ideenwettbewerben und Zukunftswerkstätten soll herausgefunden werden, wie die Region sich noch stärker aufstellen kann.
Einige Projekte sind bereits umgesetzt oder werden erfolgreich betrieben. Dazu gehört u.a. unser Herzensprojekt ?handgemacht Saale.Unstrut?, das Direktvermarkter, Handwerk und Kreative in einem Netzwerk zusammenbringt.
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